Am 25. August 2024 fanden in Tallinn / Estland, die Triathlon-Europameisterschaften im Ironman 70.3 statt. Wolfgag Ehrling trat dort in der Altersklasse M65 an und konnte sich als bester Deutscher über Platz sieben freuen. Und das nach einer schwierigen Saison, die von einem schweren Sturz beim Frühjahrs-Radklassiker Gent-Wevelgem in Belgien überschattet war, und suboptimalöer Trainingsbedingungen.
Seine Endzeit von sechs Stunden, 34 Minuten und 42 Sekunden hinterließ jedoch gemischte Gefühle bei ihm und seinem Coach Michael Breining, der an der Strecke sein Bestes gab, denn ausgestrebtes Ziel war mindestens eine Endzeit unter sechs Stunden, möglichst nahe an der persönlichen Bestzeit von fünf Stunden 40 Minuten, was ihn in Tallinn aufs Podium gebracht hätte.
Solider Auftakt in der Ostsee
Die Europameisterschaften begannen für Wolfgang mit dem 1,9 Kilometer langen Schwimmkurs in der Ostsee, da die Wasserbedingungen im zunächst vorgesehenen See Harku das Schwimmen nicht zuließen. Die Bedingungen im Meer waren dennoch gut, und Wolfgang absolvierte diese erste Disziplin souverän. Er kam nur 1:08 Minuten hinter dem Drittplatzierten aus dem Wasser, was ihn in eine vielversprechende Ausgangsposition brachte. Sein Coach Michael Breining lobte die Schwimmleistung und betonte, dass Wolfgang in dieser Disziplin sein Potenzial gut ausgeschöpft habe.
Stark auf dem Rad – bis der Gegenwind kam
Auf der 90 Kilometer langen Radstrecke zeigte Wolfgang zunächst eine kämpferische Leistung. Bis Kilometer 45 lag er dicht hinter Platz drei (Abstand 1:08 Min. und 3:30 Min. hinter dem Führenden) und hatte alle Chancen, sich weiter nach vorne zu arbeiten. Nach einer starken ersten Hälfte auf dem Rad (Platz 4, 3:45 Min. hinter Platz 3) brachte die zweite Hälfte des Radsplits die Wende: Der starke Gegenwind setzte ihm sichtbar zu, und Wolfgang konnte sein Anfangstempo nicht halten. Kurz vor der zweiten Wechselzone fiel er auf Platz fünf zurück und wurde dann dort noch vom bis dahin fünftplatzierten Tapani Ojalainen aus Finnland eingeholt.
„Das Radfahren war eine echte Herausforderung, besonders auf dem Rückweg mit den Böen“, erklärte Wolfgang nach dem Rennen. Coach Michael Breining ergänzte: „Wolfgang hat sich in der ersten Hälfte gut präsentiert, aber die Belastung in der zweiten Hälfte hat gezeigt, dass die Trainingsvorbereitung nach dem Sturz nicht optimal verlaufen waren.“
Probleme beim Laufen und in den Wechseln
Die abschließende Laufstrecke über einen Halbmarathon (21,1 Kilometer) erwies sich für Wolfgang als größte Hürde. Nach einem vielversprechenden Start musste er schon frühzeitig abreißen lassen und fiel sukzessive zurück. Letztlich erreichte er auf Platz sieben das Ziel, wobei er den Abstand nach hinten sicher verwalten konnte.
Besonders auffällig waren laut Coach Michael Breining die Schwächen in den Wechselzonen und beim Laufen: „Die Wechsel haben einfach zu viel Zeit gekostet, und beim Laufen war Wolfgang nicht in der Lage, das Tempo der Spitze auch nur ansatzweise mitzugehen. Hier besteht großer Trainingsbedarf.“ Tatsächlich lief der Sieger der Altersklasse M65, Mike Helland, die Halbmarathon-Distanz in diesem Jahr fast 50 Minuten schneller als Wolfgang.
Starke Konkurrenz in der M65
Mike Helland dominierte das Rennen in der Altersklasse M65 mit einer beeindruckenden Gesamtzeit von 5 Stunden, 37 Minuten und 43 Sekunden. Seine überragende Laufleistung war der Schlüssel zum Sieg, nachdem er bereits auf dem Rad eine solide Leistung gezeigt hatte. Auch die Athleten auf den Plätzen zwei und drei konnten durch schnelle Laufzeiten glänzen und sich in der zweiten Rennhälfte entscheidend absetzen.
Licht und Schatten für Wolfgang
Mit seiner Platzierung als bester Deutscher in der Altersklasse M65 konnte Wolfgang zumindest ein persönliches Highlight verbuchen. Dennoch überwogen bei ihm und seinem Team die kritischen Stimmen: „Das war heute nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft hatten. Aber unter den Umständen – vor allem mit der schwierigen Vorbereitung – müssen wir das Ergebnis akzeptieren und intensiv auf die nächsten Rennen hinarbeiten“, resümierte Wolfgang.
Die Bedingungen in Tallinn waren insgesamt anspruchsvoll, aber fair. Besonders das Radfahren stellte aufgrund des zeitweise starken Gegenwinds eine große Herausforderung dar. Dennoch bleibt die Frage, wie Wolfgang mit einer besseren Vorbereitung und gezielterem Training, insbesondere im Bereich Laufen und bei den Wechseln, hätte abschneiden können.
Ausblick
Für Wolfgang Ehrling geht es nach diesem Rennen darum, die richtigen Schlüsse aus der Saison zu ziehen. Wolfgang plant, in den kommenden Monaten gezielt an den Schwächen zu arbeiten, um für die nächste Saison besser vorbereitet zu sein. „Wolfgang hat gezeigt, dass er in den ersten beiden Disziplinen mithalten kann. Jetzt müssen wir den Fokus auf das Laufen und die Wechsel legen, um in Zukunft das Potenzial voll auszuschöpfen“, so Michael Breining.
Trotz der Enttäuschung über das Ergebnis in Tallinn kann Wolfgang Ehrling stolz darauf sein, sich nach einem schwierigen Jahr bis zu den Europameisterschaften zurückgekämpft zu haben. Der siebte Platz in der Altersklasse M65 und der Titel des besten deutschen Athleten in dieser Kategorie sind ein Beweis für seine mentale Stärke und seinen Durchhaltewillen. Nun gilt es, nach vorne zu blicken und die nächste Saison mit frischem Elan anzugehen, denn nach der Europameisterschaft ist vor der Europameisterschaft, die am 6. Juli 2025 in Jönköping / Schweden stattfinden wird.